9 FRAGEN AN STEFAN LUKSCHY UND CURTIS BRIGGS
1. Von Ihnen beiden erscheint im Juni Ihr erster gemeinsamer Krimi. Wie kam es zu dieser Idee?
Curtis Briggs: Ich hatte vor Jahren einen sehr beeindruckenden Traum: Es ging um eine Verfolgungsjagd mit zwei Gangstern, die ein Original von Kandinsky stehlen wollten, sowie um eine Kopie des Bildes und um die Flucht in einem bunt bemalten Heißluft-Ballon – alles in 3D und Stereo. Ich war so aufgeregt , dass ich aufgestanden bin und in zwei Stunden eine erste Geschichte entwarf.
Stefan Lukschy: Der Ursprung war ein Traum von Curtis, den er aufschrieb und mich hinzu bat, um daraus ein Buch zu machen – ab da träumten und schrieben wir zu zweit. Unsere Idee war, ein Buch zu schreiben, das wir beide selbst gerne lesen würden.
2. „Die Farbe der Sterne“ spielt in einem heruntergekommenen Grandhotel am Kochelsee.
Warum ausgerechnet dort?
Curtis Briggs: Der Kochelsee war ein bedeutender Ort für die Malergruppe „Der Blaue Reiter“, zu der Gabriele Münter und Wassily Kandinsky gehörten. Sie lebten und malten dort. In „Die Farbe der Sterne“ spielt ein sehr wertvolles Bild von Kandinsky eine zentrale Rolle. In unserer Geschichte treffen sich die Künstler im damals noch glänzend-faszinierenden Grandhotel „Seeblick“.
Stefan Lukschy: Heruntergekommene Hotels sind immer spannend, der Kochelsee und die Alpen sind immer schön und die Nähe zu München ermöglicht spannende Verwicklungen. Land und Stadt, Schönheit der Natur und architektonischer Verfall und ein am Kochelsee ansässiger hochintelligenter Marder – eine explosive Mischung.
3. In Ihrem ersten Fall geht es um ein verschollenes Bild von Kandinsky, dessen Herkunft und um eine fast originalgetreue Kopie. Hatten Sie eine Inspirationsquelle?
Stefan Lukschy: Jedes Bild von Kandinsky ist eine Inspirationsquelle und die unselige deutsche Geschichte, in deren Verlauf Künstler wie Kandinsky verboten, vertrieben und ermordet wurden, spielt auch in unsere Geschichte hinein.
Curtis Briggs: Verschollene oder versteckte alte Münzen, Gold oder Kunst sind Zaubermittel für aufregende Storys.
4. Gleich zu Beginn der Handlung stirbt der alte Hotelbesitzer. Sein Sohn Leo würde das Hotel am liebsten erhalten. Die energische Julia und Leos ewig betrunkene Tante Margarete sehen das etwas anders und auch der Marder Giacomo trägt dazu bei, dass Leos Plan im Laufe der Ereignisse ins Schlingern gerät. Was ist geschehen?
Stefan Lukschy: Leo hängt sehr an dem Hotel, so wie es auch seine früh verstorbene Mutter tat. Julia soll ursprünglich den alten Kasten „abwickeln“, findet aber an Leo und seiner Begeisterung für das alte Gemäuer so viel Gefallen, dass sie sich eines Besseren besinnt.
Curtis Briggs: Leos Beruf als Heißluftballon-Maler bringt ihm kein besonderes Einkommen. Das Hotel zu restaurieren ist für ihn finanziell nicht möglich. Durch die sehr wertvolle Entdeckung des Bildes besitzt Leo auf einmal die Mittel, das Schicksal des alten Hotels zu ändern – wenn es denn gelingt, das Bild zu verkaufen.
5. Warum spielt ein Marder und kein Hund oder gar ein Papagei eine tragende Rolle?
Curtis Briggs: Papageien können nichts als blöd reden, Hunde sind etwas für Disney. Der Marder ist schlau, bewohnt alte Dachböden und kann Mauern hochklettern, was für eine wichtige Szene notwendig war.
Stefan Lukschy: Marder werden schnell zu „Schadmardern“ oder „Problemmardern“, wenn sie, wie mir einmal passiert, die Bremsschläuche am Auto durchknabbern. Wer aber den kleinen Nagern einmal in die Knopfaugen gesehen hat, kann ihrem Charme nicht widerstehen. Außerdem sind sie hochintelligent. Zeit also, ihnen eine Ehrenrettung zukommen zu lassen. Merke: Marder sind keine Mörder. Sie kennen keine niederen Beweggründe.
6. Beim Lesen hat man den Eindruck Jennerwein meets Monty Python. Können Sie damit etwas anfangen?
Stefan Lukschy: Da sind wir doch in bester Gesellschaft.
Curtis Briggs: Monty Python ist ein großes Vorbild für jede Art von Comedy, und wir wollen ja unterhalten. John Cleese ist ein Genie, er hat sich übrigens auch eine wunderbare Serie über ein kleines Hotel in England ausgedacht.
7. Was kann der Leser von diesem Roman „Die Farbe der Sterne“ erwarten?
Curtis Briggs: Einen spannenden Krimi, eine witzige Komödie mit großartigen Figuren, eine aufregende Geschichte und beste Unterhaltung.
Stefan Lukschy: Praktischerweise gleich mehrere Bücher in einem. Einen Krimi, eine romantische Liebesgeschichte, eine Screwball-Comedy und nebenbei einen amüsanten Rückblick in die letzten hundert Jahre Deutscher Geschichte.
8. Ihr bezeichnet den Roman auch als Komödie. Welche Rolle spielt der Humor und warum überhaupt ein komischer Roman?
Stefan Lukschy: Humor ist das Überlebensmittel in schweren Zeiten. In der deutschen Literatur sind humoristische oder heitere Romane ja eher eine unterdrückte Minderheit. Der wunderbare Humorist Axel Hacke hat gerade einen Bestseller zum Thema „Heiterkeit“ geschrieben und fordert mehr davon. Wir wollen die Leserinnen und Leser unterhalten und für ein paar Stunden in einen absurd-komischen Kosmos von sprechenden Mardern, dumpfbackigen Polizisten, verschlagenen Schlawinern, alkoholisierten Tanten und höhenängstlichen Ballondesignern entführen.
Curtis Briggs: Humor ist Glanz und Stimulus des Lebens. Ich bezeichne unseren Roman auch als „Krimödie“. Für Comedy braucht es immer Figuren, die menschlich Fehler begehen oder Schwächen besitzen. Wenn deren Handlungen überraschen, kann das zu sehr lustigen Szenen führen. Unser Roman ist voll solcher komischer Momente. Oder kann man einen höhenängstlichen Heißluftballon-Designer, der zusammen mit einer Gin schlürfenden Tante und einem intellektuellen Marder ein heruntergekommenes Hotel retten will, ernst nehmen?
9. Wie geht es weiter mit dem Hotel und den Bewohnern?
Stefan Lukschy: Mal sehen, was die Autoren noch so zusammenträumen...
Curtis Briggs: Wir haben schon eine Menge Ideen, was alles in dem alten Hotel „Seeblick“ in der Zukunft passieren könnte. Man nehme: Marder x Julia & Leo x kriminelle Energie x ein altes Hotel x unberechenbare Gäste = eine sehr witzige, spannende Fortsetzung des Romans.